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142. England; Rußland; die polnischen Unruhen; Dänemark.
(Wilhelm Iv. 1830— 1837. Reformbill 1832. Irland, O'connell, die Repeal. Königin
Lictoria 1837. Vermählung der Königin 1840. Die Chartisten. Krieg mit China.
Afghanenkrieg 1838, 1842. Eroberung von Sind; Unterwerfung der Sikhs 1849. Krieg
gegen die Birmanen — Rußland. Tscherkessenkrieg, Schamyl. Zug gegen Chiwa 1839.
Polnische Unruhen 1846. Ende des Freistaates Krakau 1846. Unruhen in Galizien.
— Dänemark. Nationale Bestrebungen in den Herzogthllmern Schleswig-Holstein.)
In England hatte am 26. Juni 1830 Wilhelm Iv., bisher Her-
zog von Clarence, den Thron bestiegen. Der im Parlament fortdauernde
Kampf zwischen Tory's (Herzog Wellington, Sir Robert Peel) und Whig's
(Lord Grey, John Ruffel, Brougham, Melbourne) d. h. zwischen den An-
hängern der bestehenden alten und theilweise veralteten Zustände, und den
Freunden gemäßigter und gerechter Verbesserungen, wandte sich zunächst auf
die Reform des Parlaments. Es hatte sich nämlich im Lause der Zeiten das
Mißverhältniß eingeschlichen, daß alte, in Einwohnerzahl und Bedeutung ganz
herabgekommene Burgflecken (rotten boroughs) noch das Recht hatten, in's
Parlament zu wählen, während große und volkreiche Städte, wie Manchester
und Birmingham, keine Abgeordneten wählen durften. Diesem Uebelftande
sollte abgeholfen werden; aber es kostete gewaltige Anstrengungen, ehe der
Widerstand der Tory's besiegt war, und bei der allgemeinen Theilnahme des
Volkes wurde die öffentliche Ruhe einige Male gestört. Endlich ging am
4. Juni 1832 die Reformbill durch, und das nächste Parlament trat schon
nach der neuen Wahlordnung zusammen.
Wichtig war auch die Aufhebung des Handelsmonopols der oft indi-
schen Compagnie 1833, wodurch die Auflösung derselben vorbereitet wurde,
da es unthunlich erschien, eine so große Ländermasse, wie es die englischen
Besitzungen in Ostindien sind, von einer Handelsgesellschaft regieren zu lassen.
Auch die Abschaffung der Sklaverei in Westindien 1834 (es wurden an
800,000 Sklaven gegen eine Entschädigung von 20 Mill. Pfund Sterling
an ihre Besitzer frei) war ein schöner Sieg der Humanität Mehr Aufmerk-
samkeit als diese letzteren Beschlüsse erregten jedoch die Zustände Irlands.
Die schon lange (siehe Abschnitt 131) vorhandene Bewegung des Jnselvolkes
wurde immer mächtiger, besonders durch O'connell. Dieser durch die
Energie seines Charakters, durch Beredtsamkeit und unglaubliche Macht über
die Gemüther seines Volkes ausgezeichnete Mann war früher Advocat, wirkte
aber seit 1823 nur als politischer Agitator in Irland; auch war er Parla-
mentsmitglied. Seine Ausdauer und Thätigkeit halte 1820 die Emancipation
der Katholiken der endlichen Entscheidung zugeführt. Nur machte er es sich
zur Aufgabe, die Aufhebung der Union zwischen England und Irland zu einem
Parlament — die Repeal — durchzusetzen.*) Er stiftete einen Verein für
diesen Zweck, welcher sich bald über die ganze Insel ansbreitete. *Die Her-
absetzung des Zehnten, die Verminderung der Bisthümer, die Einsetzung
*) Die Union des britischen mit dem irländischen Parlament war am 1. Januar
1801 eingeführt worden.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Robert_Peel John_Ruffel
Extrahierte Ortsnamen: England Irland China Krakau Galizien Schleswig-Holstein England Wellington Melbourne Birmingham Ostindien Westindien Irlands Irland England Irland
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nicht fügen wollte und zu einem Zufluchtsort verbrecherischer Menschen wurde,
nicht länger dulden wollte, so wich der neue Prophet dem Sturme aus, und
zog mit seinen Anhängern, 15,000 Menschen, in mehreren Abtheilungen west-
lich, und ließ sich, 1847, jeuseit des Felsengebirges im großen Salzseethale
nieder. Diese Gegend war damals mexikanisches Gebiet, ging aber durch
den Frieden mit Mexico als Territorium Utah au die Union über. Hier
trieben sie ihr Wesen fort, sendeten Missionen auch nach Europa (sie haben
in Dänemark und Skandinavien unter den niederen Klassen einigen Eingang
gefunden), zerfielen aber in Parteien, so daß Brigham Aoung nur mit Mühe
sein Ansehen erhält. Mord, Brand und Gewaltthaten herrschen in den
Ansiedelungen der Mormonen; jede Autorität der Gesetze und Behörden
wurde verhöhnt. Dadurch sah sich die Unionsgewalt genöthigt, 1857 eine
militairische Expedition zur Herstellung der gesetzlichen Ordnung in Utah
abzusenden. —
Die Freistaaten von Mittel- und Süd-Amerika sind das uner-
meßliche Gebiet der ehemaligen spanischen Eolonien. Sie waren von Spa-
nien in einer Weise verwaltet worden, die den härtesten Uebermuth mit
verblendeter Gewinnsucht vereinigte. Die Mißbräuche dieser Verwaltung, die
Schwierigkeit des Rechtes gegen die Willkür der Beamten, der Druck des
Verkehres durch das Verbot des Handels mit dem Auslande lasteten schwer
auf diesen Eolonien. Das Beispiel des Abfalls der nordamerikanischen Colo-
nien von England war nicht ohne Einfluß auf jene Bevölkerungen vorüber-
gegangen. Doch war der Inhalt der herrschenden Unzufriedenheit, als sie
nach der Thronentsagung Ferdinands Vii. in Bayonne und bei der Occupa-
tion Spaniens durch Napoleon zum Ausbruch kam, anfänglich mehr ein
erwachendes Selbstgefühl, als Neigung zum Abfall von Spanien. Die
Eolonien verwarfen die französische Herrschaft; es bildete sich 1810 in Ca-
raccas eine Junta, bald folgten Neu-Granada, Buenos-Ayres, Chili und
Mexico nach. Noch geschah dies Alles im Namen Ferdinands Vii. Als
aber die Cortes in Cadiz die Eolonien in der alten Unterwürfigkeit halten
wollten, als die spanischen Statthalter sich den Volksbewegungen widersetzten,
da beschlossen die Eolonien den Kampf für ihre Unabhängigkeit. Viele Jahre
lang stritt Spanien um die Wiederervberung der abgefallenen Länder, aber
auch die tapferen Heerführer Morillo und Rodil vermochten keine bleibenden
Erfolge zu erringen. Unter den amerikanischen Generalen thaten sich beson-
ders Bolivar (Libertador), San Martin und Paez hervor. San Mar-
tins ruhmvoller Uebergang über die Andes 1817, Bolivars Siege an der
Brücke von Bohaca 8. August 1810, bei Carabobo 24. Juni 1821, endlich
Sucre's Sieg bei Ayacucho 8. December 1824, entschieden und vollendeten
die Losreißung der südamerikanischen Eolonien. Als General Rodil am
10. Januar 1826 den Hafenplatz Callao de Lima räumen mußte, war der
letzte Rest der spanischen Herrschaft in Süd-Amerika aufgegeben.
Mexico hatte sich 1810 durch einen von dem Pfarrer Hidalgo geleite-
ten Aufstand der allgemeinen Bewegung der Eolonien angeschlossen. Doch gelang
er nur unvollkommen; Hidalgo wurde gefangen und enthauptet. Auch nach der
Uuabhängigkeitserklärung 1815 fehlte es'an kraftvollen, gemeinschaftlichen
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Napoleon Ferdinands Morillo Martin Bolivars August Carabobo Rodil
Extrahierte Ortsnamen: Europa Dänemark Skandinavien Utah England Ferdinands Bayonne Spaniens Spanien Buenos-Ayres Ferdinands Cadiz Spanien Bohaca Hafenplatz_Callao Lima Süd-Amerika Hidalgo Hidalgo
316
Unternehmungen dieser Provinzen. Endlich stellte sich, 1821, Augustin
Jturbide an die Spitze der Mexikaner, zwang den spanischen Obergeneral
zu einem Bergleich, zog in Mexico ein und wurde 1822 von seinen Soldaten
zum Kaiser von Mexico ausgerufen. Aber er vermochte nicht, sich zu be-
haupten und legte 1823 seine Wiirde nieder. Als er 1824 von England
zurückkehrte und nochmals auftreten wollte, wurde er erschossen. Mexico gab
sich darauf 1824 eine der nordamerikanischen ähnliche Organisation und
Verfassung vereinigter Staaten unter einem Congreß und einem Präsidenten.
In den vielen Parteikämpfen haben sich Bustamente und Santa Ana
am entschiedensten behauptet.
So haben sich aus den spanischen Besitzungen in Amerika folgende Republiken
gebildet: 1) die vereinigten Staaten von Mexico; 2) die vereinigten Staaten
von Guatimala; 3) Columbia, welches seit dem Tode Bolivar's 1830 sich wieder
in drei einzelne Staaten — Neu-Granada, Venezuela und Ecuador — auf-
gelöst hat; 4) Peru; 5) Bolivia; 6) Chili; 7) die vereinigten Staaten von
la Plata (General Rosas, Dictator); 8) Paraguay (Or. Francia, Diktator
bis 1837>; 0) Uruguay oder Banda Oriental, welches, lange zwischen Bra-
silien und den Platastaaten streitig, sich erst 1820 nach einem Kriege dieser
beiden Staaten constituirt hat. *
Aber das republikanische Leben dieser Staaten ist von jener Festigkeit
und dem Aufschwünge, mit welchem Nord-Amerika seine Unabhängigkeit voll-
endete, weit entfernt. Zwar enthalten die aufgestellten Verfassungen — es
sind meist Nachbildungen aus den vereinigten Staaten Nord-Amerikas —
alle Grundlagen und Befestigungen der Freiheit, aber sie sind hier kaum mehr
als hochtönende Phrasen, denn die Kraft, welche das staatliche Leben der
Union durchdringt, scheint in den südlichen Freistaaten nicht vorhanden zu
sein. Sie sind der Schauplatz unaufhörlich wechselnder Militair-Dictaturen,
Gewaltstreiche und Verfassungs-Aenderungen. Im Ganzen und Großen gleich
unfähig für die Freiheit, wie für die Herrschaft, müssen diese Bevölkerungen
den Mangel an freier, gesetzlicher Selbstbestimmung in dem äußeren Zwange
der Dictaturen büßen. Die Ränke des persönlichen Ehrgeizes, der Einfluß
der Priester und der religiösen Differenzen auf das bürgerliche Leben, die
Anfeindung zwischen Stadt und Land, dazu die Zerrüttung der Finanzen
hindern die sichere und fortschreitende Entfaltung der unermeßlichen Quellen
des Wohlstandes dieser Länder. Doch macht die Republik Chile eine am
erkennungswerthe Ausnahme. Dies ist das traurige Bild jener Staaten bis
auf die neueste Zeit, Nur die geringe Volkszahl auf den weiten Gebiets-
räumen erklärt die fortdauernde Möglichkeit solcher Zustände, indem die poli-
tischen Stürme die aus dichtgedrängten Berührungen hervorwachsende Kraft
und Wirkung entbehren. Möglich ist es auch, daß in den Staaten, wo eine
kräftige Einwanderung sich ausbreitet, diese den Zustand verjüngt und hebt.
In Mittel-Amerika scheint das Vordringen der nordamerikanischen Union
eine bedeutende Aufgabe der Zukunft zu haben; sie zeigt schon eine starke
Neigung, dort Fuß zu fassen. Mexico's Verwirrung und Schwäche dauert
fort. Nach dem Kriege hatte Santa Ana 1853 noch einmal die Dictatur
an sich gerissen; er ist aber 1855 wieder vertrieben worden.
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Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Columbia Neu-Granada Venezuela Ecuador Peru Paraguay Uruguay Banda Nord-Amerika Nord-Amerikas Chile Mittel-Amerika
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war es, daß die Franzosen nicht mehr drängten; sonst wäre kein Mann
entkommen.
Nicht viel besser erging es den Oestreichern am Mittelrhein. Der
französische General Cüstine nahm die Festung Mainz (22. Oct. 1792)
weg, ohne nöthig zu haben, eine Kanone abzubrennen, und ein Haufen
schwärmerischer Köpfe richtete hier sogleich die Verwaltung nach dem Muster
der Pariser ein. Ein Freiheitsbaum wurde aufgerichtet, ein Jakobinerklub
versammelt, und republikanische Feste gefeiert. Es war ein Rausch, der diese
Deutschen ergriffen hatte.
Dumouriez ging indessen mit seinem Heere auf die im jetzigen Belgien
stehenden Oestreicher los, und traf sie bei dem Dorfe Jemmappes unweit
Mons verschanzt. Zwei Tage dauerte die Schlacht. Als ginge es zum
Tanze, so rückten die französischen Soldaten auf die östreichischen Batterien
los, und wenn die vordersten Linien niedergeschmettert waren, so rückten die
hintern mit derselben Todesverachtung, revolutionäre Lieder singend, vor, bis
die Anhöhen erstürmt waren. Die Schlacht dauerte zwei Tage, den 5. und 6.
November 1792, und wurde von Dumouriez durch die Ueberzahl gewonnen.
Die Folge war, daß ganz Belgien von den Franzosen besetzt wurde, und für
die Oestreicher unwiederbringlich verloren war. Auch dem Könige von
Sardinien, der sich an die Verbündeten angeschlossen hatte, ging es übel.
Ein französisches Heer fiel in sein Land ein, und nahm ihm ohne Schwierig-
keit Savoyen und Nizza weg.
105. Greuel auf St. D-mingo.
(Ausbruch der Uuruhen auf St. Domingo März 1790. Neue Unruhen durch Oge in
Cap Francois November 1790. Aufstand der Sclaveu 23. August 1791. Brand in Port
au Prince November 1791. Metzelei in Cap Francois 21. Juni 1793. Freilassung der
Neger. Ermordung der Weißen. Toussaint Louverture 1801. Französische Expedition
unter Leclerc 1802. Dessalines. Toussaint nach Frankreich, sein Tod 1803.)
Ehe wir die Erzählung der Begebenheiten in Europa fortsetzen, müssen
wir auf ein in der Geschichte einzig dastehendes Ereigniß, die Errichtung
eines Negerstaates auf St. Domingo, einen Blick werfen. Die Insel
St. Domingo oder Haiti gehörte theils (westlich) der französischen, theils
(östlich) der spanischen Regierung. Bei ihrer ungemeinen Fruchtbarkeit lieferte
sie außer vielen andern schätzbaren Produkten den meisten Kaffee und Zucker
nach Europa, und die dortigen Plantagenbesitzer erwarben sich große Reich-
thümer, weil ihnen die Bearbeitung selbst wenig kostete; denn diese wurde
durch Negersclaven verrichtet, und diese Unglücklichen wurden mit empörender
Härte behandelt. Außer den Weißen und den Sclaven gab es hier noch
eine dritte Klasse von Menschen, freie Schwarze und Mulatten. Letztere
waren Kinder von Weißen und Schwarzen, und zum Theil wohlhabende, be-
güterte Leute. Aber dessenungeachtet wurden sie von den Weißen tief ver-
achtet und oft selbst gemißhandelt; kein Farbiger durfte ein Amt bekleiden,
als wenn die weiße Farbe allein ein Zeichen von Verstand sei.
Als nun die Revolution in Frankreich ausbrach, die Nationalversamm-
lung die Menschenrechte bekannt machte, und dies in Domingo bekannt wurde,
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Extrahierte Personennamen: General_Cüstine Dumouriez Dumouriez Francois August Francois
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Sardinien Nizza Domingo_März Frankreich Europa Haiti Europa Frankreich
29
die Neger, um fürchterliche Rache an ihren bisherigen Peinigern zu nehmen.
Was irgend fliehen konnte, verließ diese Insel des Schreckens, und ließ lieber
Vermögen und Güter fahren, um nur das Leben zu retten. Wehe den
Weißen, die in die Hände der Schwarzen fielen! Sie wurden nicht blos er-
mordet, — dies war der glühenden Rachsucht der wilden Afrikaner nicht ge-
nug _ sondern zu Tode gequält, und dabei wurde mit teuflischer Erfindungs-
kraft gehandelt. Viele wurden lebendig geschunden, Andere zwischen zwei
Bretter gebunden und zersägt, noch Anderen Glied für Glied langsam abge-
löst, oder die Augen mit glühend gemachten Pfropfenziehern ausgerissen, u.
dgl. mehr.
Nachdem der größte Theil der Weißen theils vertrieben, theils ermordet
war, richteten die Mulatten und Neger das ihnen überlassene Land nach
ihrer Weise ein. Unter ihren Anführern that sich vorzüglich der Neger
Toussaint Louverture hervor, ein Mann, der unter den unmenschlichen
Negern als einer der menschlichsten erscheint. Er war mild, erkannte dem
Namen nach die französische Regierung als Beherrscherin der Insel an, und
suchte das ganz verwüstete Land wieder in Aufnahme zu bringen. 1801 ent-
warf er für Domingo eine eigene Verfassung, nach welcher er sich zum
lebenslänglichen Statthalter der Insel ernannte, die Sclaverei auf ewig ab-
schaffte, und die Insel zwar dem Namen nach als einen Theil der franzö-
sischen Republik erklärte, aber sie doch in der That als einen ganz unab-
hängigen Staat regierte. Da nun die vertriebenen Pflanzer die französische
Regierung unaufhörlich baten, ihnen wieder zu ihrem Eigenthume zu verhel-
fen, so wurde 1802 ein französisches Heer unter General Leclerc hinge-
schickt. Mit der den Franzosen eigenthümlichen Schmeichelrede suchte dieser
die Negergenerale Toussaint und Christoph zur Unterwerfung zu bewegen.
Ja er schickte die Söhne Toussaints, die zu dem Ende aus Frankreich, wo
sie der Vater erziehen ließ, mitgebracht waren, zu ihm, und selbst die Mut-
ter, durch ihre Liebe zu den Kindern bewogen, bat ihn, lieber die Herrschaft
der Franzosen anznerkennen, um nur nicht die Söhne sich wieder entrissen
zu sehen. Vergebens! Der edle Toussaint Louverture wankte nicht. Er
drückte die Söhne ans Herz, und sandte sie mit einer entschieden abschlägigen
Antwort in das französische Lager. Nun begann der Krieg, der wieder mit
großer Grausamkeit geführt wurde, aufs Neue, und Toussaint und Christoph
wurden von den Franzosen für vogelfrei erklärt. Mehr als durch Gewalt
richtete Leclerc durch List aus. Durch seine heuchlerischen Versprechungen
bewog er viele Neger, selbst Christoph, zu ihm überzngehen, und zuletzt
mußten sich Toussaint, der sich von den Meisten verlassen sah, und Dessa-
lines, ein anderer Negerhäuptling, den Franzosen unterwerfen. Toussaint
wurde dann plötzlich auf seinem Landgute, wohin er sieb zurückgezogen hatte,
mit seinen treuesten Anhängern heimtückischer Weise festgenommen, nach Frank-
reich geschickt, in das feste Schloß Joux bei Besannen eingesperrt, und hier
im folgenden Jahre (1803) vergiftet.
Diese empörende Handlung erbitterte die Neger so, daß sie wieder zu
den Waffen griffen, und den Krieg mit einer Wuth und Verzweiflung führten,
die bei einem Kampfe auf Leben und Tod immer gefunden wird. Zugleich
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Extrahierte Personennamen: Leclerc Christoph Christoph Christoph
311
Ruhe der Entwickelungen und giebt sich der Gewalt und den Ueberraschungen
hin. Mit sichtbarer Mühe setzt es die Allianz mit England fort; eifrig und
plänevoll blickt es nach Rußland's Freundschaft. Nur wenn das in Einigkeit
mächtige Deutschland wiederum den Schwerpunkt europäischer Entscheidungen
bildet, wird die Lage des Welttheils gesicherter sein. Hat die Passivität
Deutschlands im orientalischen Kriege den Kriegsbrand eingedämmt - , über
wie große Dinge würde seine einige Activität gebieten!
130. Uebersicht äußer-europäischer Begebenheiten aus der
neuesten Geschichte.
(Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Krieg mit England 1812. Verwüstung der
Stadt Washington, 24. August 1812. Friede zu Gent 1814. Ausdehnung der Union.
Krieg mit Mexico 1846—1848; Einverleibung von Texas und Hoch-Kalifornien. Par-
teiungen in der Union Die Sclavereifrage. Kämpfe in Kansas. Die Mormonen. —
Mittel- und Süd-Amerika. Losreißnng der Colonien von Spanien. Errichtung republi-
kanischer Staaten. Zustände in denselben. Das Kaiserreich Brasilien. Negerstaaten aus
St. Domingo. — Asien. Vordringen Rußlands in Central-Asien; Unterwerfung Chiwa's
1864. Aufstand der Seapoy's in Ost-Indien 1857. China; Rebellion der Taiping;
Nanking genommen 1853. Krieg mit England und Frankreich 1856—1858. Erwerbungen
Rußlands am Amur.)
i ■ j* i
Die vereinigten Staaten von Nord-Amerika (s. Abschnitt 97),
deren Gebiet sich bei Vollendung ihres Befreiungskampfes 1783 westlich nur
bis zum Missisippi erstreckte, brachten sechs Jahre unter inneren Streitigkeiten
und Verwirrungen' zu; erst 1788 wurde ihre gemeinsame Verfassung fest-
gestellt und im folgenden Jahre der Congreß zu Neu-Jork (später in der
Gundesstadt Washington) versammelt. Mit eben so großem Eifer als Be-
sonnenheit ging man an die Ueberwindung der Nachwirkungen des Krieges;
Handelsverträge mit mehreren europäischen Staaten begünstigten den Auf-
schwung des amerikanischen Handels, und während Europa in den Kriegen
der französischen Revolution und der napoleonischen Kaiserzeit sich erschöpfte,
nahm der junge Freistaat Nord - Amerika's an Wohlstand, Kraft und Aus-
dehnung zu. Doch gerieth er in Streitigkeiten mit England, die bei der
gegenseitig noch nicht überwundenen Spannung 1812 den Ausbruch eines
Krieges herbeiführten. Anfänglich erlitten die Amerikaner nicht unbedeutende
Nachtheile; der englische General Roß drang mit 6000 Mann sogar bis zur
Bundesstädt Washington vor, 24. August 1812, und vernichtete in wenigen
Stunden die Sitzungsgebäude des Congresses, den Palast des Präsidenten
und alle öffentlichen Gebäude durch Feuer. Auch Baltimore wurde von
einem gleichen Verwüstungszuge bedroht, jedoch gerettet. Entstammt über
diese zerstörende Kriegführung setzten nun die Amerikaner den Engländern
einen erfolgreichen Widerstand entgegen, namentlich vertheidigte General
Jackson die Stadt Neu-Orleans mit Tapferkeit und Glück. England,
wenn es je an eine Wieder-Eroberung seiner ehemaligen Colonien gedacht
hätte, sähe die Nutzlosigkeit dieses Krieges. Der Friede wurde am 24. De-
cember 1814 zu Gent abgeschlossen.
Seit diesem Frieden wuchsen die vereinigten Staaten in zunehmender
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Extrahierte Personennamen: August August Jackson
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Deutschlands Nord-Amerika England Washington Texas Spanien Brasilien Asien Ost-Indien China Nanking England Frankreich Nord-Amerika Gundesstadt_Washington Europa England Washington Baltimore England
312
Geschwindigkeit an Macht und Bedeutung. Sie hatten Louisiana 1803 von
Frankreich um 15 Milk. Dollars erworben, nun trat Spanien 1821 die
beiden Florida's um 5 Mill. Dollars an sie ab. Wuchs hierdurch ihre
Macht im Süden, so dehnte die Union mit Riesenschritten durch Ankauf von
den Indianerstämmen ihre Besitzungen bis zum Gestade des stillen Oceans
aus und regelte ihre Gränzen im Norden und an jenen Küsten durch Ver-
träge mit England und Rußland Unaufhaltsam drangen Axt und Pflug in
die Jagdgebiete der Indianer vor, die man größtentheils vergeblich an Acker-
bau und Civilisation zu gewöhnen strebte. Sie wurden zurückgedrängt, aber
Stamm um Stamm erhob sich gegen die Weißen; vorzüglich zeichnete sich
der Stamm der Ereeks durch seine wilde Kriegführung ans. Es kostete
große Anstrengungen, ehe man sie überwand und entweder zum Frieden oder
zur Auswanderung nöthigte.
Bis dahin hatte die Union ihre Vergrößerungen nur durch Kauf und
friedliche Verträge bewirkt; sie schritt bei der Aufnahme von Texas
und Kalifornien zur Gewalt der Waffen vor. Beides waren zur Re-
publik Mexico gehörige Gebiete; in beiden aber hatte sich allmählig eine
bedeutende Anzahl nordamerikanischer Kolonisten niedergelassen. Als die
Mexicaner diese Einwanderer aus Texas vertreiben wollten, widersetzten sich
dieselben, schlugen 1836 ein mexicanisches Heer und behaupteten ihr Unab-
hängigkeit. 1844 wurde Texas in die Union ausgenommen. Auch Hoch-
Kalifornien, dessen Goldreichthum bekannt worden war, lockte vitzle Ansiedler,
die sich für unabhängig erklärten und auch behaupteten. Sie constituirten 1842
eine eigene Regierung und beabsichtigten den Anschluß au die vereinigten Staaten.
Diese waren dazu bereit, und um die Angelegenheit abzuschließen, bot der
Congreß der Republik Mexico eine Geldentschädigung für eine vorzunehmende
Gränzregulirung. Mexico verwarf dieses Anerbieten und behauptete sein
Territorialrecht. Der Krieg zwischen den beiden Republiken brach aus. Die
Nord-Amerikaner unter General Taylor schlugen ihre Gegner in mehreren
Gefechten, jedoch ohne erhebliche Entscheidung. Um den Krieg schneller zu
beeudigen, landete 1847 ein nordamerikanisches Corps bei Veracruz, zwang
diese Festung zur Uebergabe und besetzte nach einigen siegreichen Tressen
unter General Scott die Hauptstadt Mexico. Die dortige Regierung ver-
legte ihren Sitz nach Queretaro und suchte den Widerstand weiter fortzu-
setzen. Allein die Zerrüttung der Finanzen, die einreißende Anarchie und die
Erhebung der Jndianerstämme machten die Weiterführung des Krieges un-
möglich. Mexico gab iin Frieden von Hidalgo Guadeloupe, 2. Febr. 1848,
Texas und Hoch-Kalifornien gegen eine Entschädigung von 15 Mill. Dollars
auf, und trat sein Gebiet, soweit es nördlich vom 32. Breitengrade lag, an
die Union ab. Sie hat Kalifornien 1850 in ihre Staaten ausgenommen.
Die Erhöhung des Machtgefühles der vereinigten Staaten gab sich bald
in weiteren Plänen und Unternehmungen zu erkennen. Zunächst zeigte sich
das Streben nach weiterer Ausbreitung in Mittel-Amerika. Wenn auch die
Freibeuter-Züge Walkers gegen Mexico, und die verunglückten Expeditionen
des General Lopez nach Cuba 1850 und 1851 ohne Autorisation durch die
Regierung geschahen, so war dieselbe doch offenbar für eine Erwerbung
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Scott Walkers Lopez
Extrahierte Ortsnamen: Louisiana Frankreich Spanien England Texas Kalifornien Texas Kalifornien Republik_Mexico Veracruz Queretaro Hidalgo_Guadeloupe Texas Kalifornien Mittel-Amerika Cuba
313
Cuba's. Aber Spanien zeigte sich durchaus nicht geneigt, den letzten Ueber-
rest seiner amerikanischen Besitzungen hinzugeben. Im stillen Ocean erschienen
die Sandwich-Inseln als Station so wichtig, daß Unterhandlungen über ihre
Ausnahme im Gange waren; doch wurden sie durch den Tod des Königs
Tameameha Iii. unterbrochen. Auch im östlichen Asien ist der Einfluß der
Union durch Handelsverträge mit Japan und China im Wachsen, und wenn
auch im letzten Kriege der Westmächte mit China die Nordamerikaner sich,
wie im orientalischen Kriege, neutral verhielten, so würden sie doch bei
weiteren Ereignissen dort nicht unthätig bleiben.
Wenn so in den äußeren Verhältnissen die vereinigten Staaten immer
rascher ihrer Entfaltung zur Weltmacht entgegen schreiten, so bietet der un-
geheure Umfang der Staaten auch dem Aufschwünge der inneren Kräfte den
weitesten Raum. Eine Fülle von Erzeugnissen begründet den Reichthum; die
mächtigen Ströme und Seen mit ihren Kanalverbindungen, dazu die aus-
gedehnten Linien der Eisenbahnen, befördern nicht bloß den amerikanischen
Handel, sondern leiten auch den Verkehr Australiens mit Europa durch die
Staaten der Union. Der Amerikaner ist voll Ausdauer und Kraft, aber das
Geldinteresse drängt die Entwickelung des geistigen Lebens zurück. Auf dem
Felde der größten persönlichen Freiheit, wie sie die Verfassung gewährt,
wuchert auch die Steigung zu gewaltthätiger Selbsthülfe, die in den Parteiun-
gen des Landes Nahrung und bereite Schauplätze findet. Whigs und De-
mokraten machen einander die Leitung der Staatsangelegenheiten streitig; jene
conservativ den Grundsätzen zugeneigt, welche die Union gebildet haben, diese
fortschreitend und zu einer Politik des Angriffes und der Ausdehnung drän-
gend.*) In neuerer Zeit ist die nationale Partei der Knownothings (Nicht-
wisser**) aufgetreten, welche die politischen Rechte und den Einfluß der euro-
päischen Einwanderer beschränken und unterdrücken wollen.
Was nun aber die Stellung und die Festigkeit der Parteien, ja den
Bestand der Union selbst, verwirrt und erschüttert, das ist die Frage der
Sclaverei. In den südlichen Staaten erfordern die Pflanzungen so viele
Arbeitskräfte, daß es unmöglich erscheint, sie durch freie Arbeiter zu beschaffen;
die Zahl der Negersclaven übersteigt hier bei weitem die Zahl der Weißen.
Jede Aufregung der Neger droht mit den äußersten Gefahren für Leben und
Eigenthum der Pflanzer; die Aushebung der Sclaverei aber würde den Fort-
bestand der Pflanzungen unterbrechen. Dennoch machte man in den nörd-
lichen Staaten, wo die freie Arbeit vorherrscht, den Versuch, die Sclaverei
abzuschaffen. Man unternahm die Gründung eines freien Negerstaates,
Liberia genannt, an der Westküste Afrika's (Ober-Guinea); man bildete
Vereine für Abschaffung der Sclaverei in den vereinigten Staaten. Ihre
*) Wir geben hier die Reihe der Präsidenten der Union. Washington 1789—1797,
Adams gewählt 1797, Jefferson 1801, Madison 1809, Monroe 1817, John Quincy Adams
1825, Jackson 1829, van Buren 1837 , Harrison (starb bald), John Tyler 1841, Polk
1845 (Demokrat), Taylor 1849 (Whig), Pierce 1853 (Demokrat), Bnchanan 1857 (De-
mokrat).
**) Dieser Name rührt daher, daß sie bei ihrem Schwur geloben, von Nichts etwas
wissen zu wollen, was die Pflicht gegen das Vaterland verletzt.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Adams Jefferson John_Quincy_Adams Jackson John_Tyler
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Königs
Tameameha Asien Japan China China Europa Nicht- Liberia Ober-Guinea Washington Bnchanan
314
Anhänger erhielten den Namen Abolitionisten; auch heißen sie Freesoilers
(Freibodenmänner). Sogleich wurden diese diamen das Stichwort eines
tödtlichen Hasses in den Sclavenstaaten; Tumulte und Gewaltthaten nahmen
überhand; die Union war in Gefahr, in Nord und Süd zu zerfallen. Da
erklärte der Eongreß, daß er die Abolitionssache nicht verhandeln werde; die
Fortdauer der Union knüpfe sich an das Bestehen der Sclaverei. Aber der
furchtbare Gegensatz tauchte immer wieder auf und hat schon Scenen des
Bürgerkrieges herbeigeführt. Denn als bei der Bildung des Territoriums
Kansas der seit 1820 bestehende Grundsatz, daß die Einführung der Sclaverei
in den Staaten nördlich vom 36^ Grad untersagt sein solle, aufgehoben und
1854 beschlossen wurde, Kansas sowohl der Sclaverei, als der freien Arbeit
zu eröffnen, haben sich dort blutige Zusammenstöße zwischen den Sclaven-
haltern und den freien Kolonisten ereignet.
Das religiöse Leben in den vereinigten Staaten bewegt sich in voll-
ständiger Unabhängigkeit, die neben den Hauptformen der christlichen Gemein-
schaften jeder subjectiven Meinung Berechtigung und Spielraum gestattet.
Das größte Aufsehen unter diesen neu auftauchenden kirchlichen Gestaltungen
hat die Secte der Mormonen erregt. Joseph Smith, der Sohn eines
Farmers im Staate Neu-Jork, behauptete, mit Hülfe eines Engels uralte
Metalltafeln mit ägyptischen Hieroglyphen („das goldene Buch") gefunden
zu haben. Vermittelst dabei gelegener Augengläser von Krystall habe er die
Tafeln gelesen und enträthselt. Im Jahre 1830 ließ Smith „das Buch
Mormon" erscheinen. Es enthält in biblischer Ausdrucksweise die Geschichte
und Offenbarungen einer jüdischen Familie aus dem Stamme Joseph, die
zur Zeit des Propheten Zedekia ausgewandert und endlich nach Amerika
gekommen sei. Hier wäre sie in Uneinigkeit und Barbarei verfallen und
endlich in die Stämme der Indianer ausgeartet. Die Tafeln, von einem
Propheten Mormon ausgezeichnet, seien um das Jahr 420 vergraben worden.
Aus Grund dieser Offenbarungen stiftete Smith die Mormonengemeinde, als
deren Prophet er sich darstellte. Trotz der augenfälligen Betrügerei fand er
Anhänger, die sich Heilige nannten und alle Andersgläubigen für Heiden er-
klärten. Sie halten das Buch Mormon, so wie die Aussprüche ihrer Pro-
pheten, für göttliche Offenbarungen und stellen sie der Bibel gleich; ja, sie
heben frühere Offenbarungen durch spätere auf. Die Taufe wird nicht an
den Kindern vollzogen, kann wiederholt werden (77mal) und reinigt jedes-
mal vollständig von Sünden. Um das Jahr 1870 wird die Verjüngung
der Erde und die Auferstehung der Todten geschehen, aber nur die Mormonen
werden auferstehen. Nach vergeblichen Versuchen, sich in den Staaten Ohio
und Missouri niederzulassen, gründeten sie die Stadt Nauvoo in Illinois,
trieben dort ihr fanatisches Wesen, führten die Vielweiberei ein und begannen
den Bau eines großen Tempels. Smith, der früher schon im Gefängniß
gesessen hatte, zog durch unsittliche Handlungen und gröblichen Widerstand
gegen die Gesetze die Verfolgung durch die Behörden ans sich. Er wurde
gefangen gesetzt und 1844 bei einem Auflauf des erbitterten Volkes getödtet.
Nach ihm übernahm Brigham Aoung die Leitung der Mormonen. Da aber
die Bevölkerung der Umgegend das Mormonenwesen, welches den Gesetzen sich
- -
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Joseph_Smith Smith Joseph Smith
Extrahierte Ortsnamen: Nord Neu-Jork Amerika Mormon Mormon Ohio Nauvoo Illinois
317
Ein ähnliches Uebergewicht, wie die Union im Norden, entfaltet Bra-
silien über Süd-Amerika. Portugal hatte den 1821 erfolgten Abfall dieses
Kaiserthumes 1825 anerkannt, und es war dabei bestimmt worden, daß die
Kronen von Portugal und Brasilien nie auf einem Haupte vereinigt werden
sollten. Kaiser Don Pedro 1. hatte 1831 zu Gunsten seines Sohnes
Pedro Ii. dem Throne entsagt. Eine Regentschaft führte für ihn die Re-
gierung, bis er sie 1840 selbst übernahm. Umringt von unruhig bewegten
Republiken genießt das monarchische Brasilien den Vortheil einer geordneten,
freisinnigen Verwaltung. Seine Macht hebt sich; durch Anlegung von Eisen-
bahnen und durch Verträge mit seinen Nachbarstaaten steigert es seinen
Einfluß auf.den Verkehr des südamerikanischen Continents. In dieser Rück-
sicht ist die brasilianische Regierung bemüht, ihr Uebergewicht auf den nahe
gelegenen Theil des Stromgebietes des la Plata auszudehnen. Verbündet
mit Uruguay stürzte Brasilien den General Rosas, Dictator in Buenos-
Ayres, der nach dem Treffen von Monte Castros 1853, wo die ehenialigen
Schleswig-Holsteiner den Sieg entschieden, sich nach England einschifste.
Die weitere Intervention Brasiliens in Uruguay mußte zwar 1855 auf
Einsprache Nord-Amerikas und europäischer Mächte aufhören; in Paraguay
aber hat es seine Zwecke weiter verfolgt. —
In der Neger-Republik auf St. Domingo (siehe Abschnitt 105) war
nach dem Abzüge des französischen Heeres der grausame Des sali neö zum
lebenslänglichen Gouverneur von Haiti ernannt worden; so nannten die
Neger ihren neuen Staat. Er begann damit, daß er einen blutigen Aufruf
mit der Losung: Freiheit oder Tod! erließ, in welchem er die 'Neger aufsorderte,
alle Franzosen zu ermorden. Ungesäumt fielen die Wütheuden über alle
Weißen her, und mordeten über 4000 Europäer auf die grausamste Weist.
Noch in demselben Jahre ließ sich Dessaliues zum Kaiser von Haiti aus-
rufen. Aber sein Blutdurst empörte seine Unterfeldherren. Es entstand
1805 eine Empörung gegen ihn; er wollte fliehen, wurde aber auf der Flucht
erschlagen, und nun forderte mau Christoph auf, die Regierung zu über-
nehmen. Dies that dieser auch, und nahm anfangs nur den Titel eines
Präsidenten an. Aber ein Theil der Neger sonderte sich von ihm ab und wählte
den Mulatten Petion zum Oberhaupte, so daß nun zwischen beiden Par-
teien ein wüthender Bürgerkrieg ausbrach. Christoph war in Cap Francois,
also im nördlichen Theile; Petion in Port au Prince, also im südwest-
lichen. Nach einem mehrjährigen Kriege söhnten sich beide Theile aus; jeder
blieb für sich, und es wurde beschlossen, daß zwischen ihren Gebieten ein
breiter Strich Landes unbebaut blieb, damit es zu keinen Reibungen käme.
Christoph machte sich 1811 unter dem Namen Heinrich 1. zum König, und
richtete Verfassung und Hofstaat nach französischein Muster ein. Er beför-
derte Handel und Cultur, und stellte deshalb viele Ausländer auf der Insel
an; aber er war launisch und herrisch. Darum empörten sich 1820 seine
Unterthanen, und er erschoß sich, um nicht in ihre Hände zu fallen. — In
dem republikanischen Antheil hatte indeß Petion unter dem Namen eines
Präsidenten mild regiert, und als er 1818 starb, trat der menschenfreund-
liche und besonnene Boyer an seine Stelle. Er nahm nach Christophs
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Pedro Pedro_Ii Rosas Monte_Castros Christoph Christoph Francois Christoph Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Portugal Brasilien Uruguay Buenos-
Ayres England Brasiliens Uruguay Nord-Amerikas Paraguay Neger-Republik Haiti Haiti